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Das langweilige Leben einer Arbeitslosen

Sonntag, 22.08.2004

Ich habe beschlossen, ein Tagebuch zu führen.

Wir sind heute früh sehr zeitig aufgewacht.

Das Wetter war nicht berauschend. Der dritte kalte Tag nach dem herrlichen Hochsommer, den wir hatten. Ich brachte eine zeitlang damit zu, das Mittagessen, das er aber erst am frühen Abend geben sollte, vorzubereiten und habe dann ein bisschen am Computer gesessen und Bilder von der Digitalkamera überspielt. Die von unserem Fahrradurlaub. Und sie mir natürlich angeschaut. Manche waren … na ja.

Am Nachmittag hab ich das Nichtstun nicht mehr ausgehalten und hab das Rad aus dem Keller geholt. Thomas wollte nicht mitfahren. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, als ich ihn fragte, denn er telefonierte gerade mit seiner Mutter. Das waren die ersten Worte, die ich an dem Tag von ihm hörte, doch sie waren ja nicht für mich bestimmt.

Gleich am Anfang meiner Tour quälte ich mich die Straßen bergauf, fuhr dann an den Pferdewiesen vorbei, durch das Dorf, über das menschenleere Uni-Gelände und schließlich zu den Teichen. Auf dem Spielplatz, der Wiese und den Bänken tummelten sich einige Leute, vornehmlich mit kleineren Kindern. Ein Vater und seine Tochter fütterten die Schwäne und Enten und ihr kleines Hündchen Cäsar versuchte derweil, sein Laufgeschirr zu zerreißen. Vielleicht war er scharf auf die Enten oder das Brot? Als er jedenfalls von der Leine gelassen wurde, war seine Kampfeslust urplötzlich abgestorben.

Auf dem Spielplatz hinter meiner Bank hörte ich eine Mutter laut ihr Kind erziehen und ein Mädchen in teuren Klamotten und mit einem teuren Fahrrad kam ans Ufer geradelt. Sie spazierte auf und ab und war neidisch auf die anderen Leute mit dem Entenbrot. Sie versuchte mit einem Stöckchen an die Wasservögel ran zu kommen, hatte aber keinen Erfolg. Ich musste dann los, damit ich das vorbereitete Essen aufsetzen konnte und mir meine liebe Familie nicht verhungere.

Der liebe Thomas ohne Worte und der liebe Johannes, aus dessen Zimmer vorhin Kampflärm gedrungen war. Vom Computer, wie ich anlässlich eines kurzen besorgten Blickes undeutlich erkennen konnte, denn die Gardine war zugezogen. Die Sonne, die am Nachmittag schien, sonst wäre ich ja nicht Rad gefahren, hatte ihn wohl beim Kämpfen gestört.

Sehr untypisch war, dass alle Beide das Essen mehr oder weniger lobten. Thomas lobte es damit, indem er eine Menge davon aß und Johannes sagte, dass es nicht uninteressant geschmeckt habe, aber dass ich es jetzt nicht andauernd kochen solle. Bitte.

Wir müssen unseren Urlaub organisieren. Ich setzte mich noch mal an den Computer und suchte einiges im Internet heraus. Wie immer nach einer halben Stunde, in der mir die teuren Angebote zu teuer waren und die anderen zu gewöhnlich, schaltete ich das Internet wieder ab, denn ich hatte die Nase voll. Das geht schon tagelang so.

Am späten Nachmittag kam mir zum Glück die Idee, dass ich wieder einmal ein Buch lesen könnte und ich fand im verlassenen Kinderzimmer meiner Tochter „Röslein rot“ von Ingrid Noll.

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Dann haben wir noch Fernsehen geguckt, ich mit halbem Ohr und ohne Augen, weil ich unbedingt weiter lesen musste, Thomas mit voller Konzentration. Olympiade in Griechenland.

Ich las, trank Rotwein, der Fernseher lief, Thomas war inzwischen ins Bett gegangen, schließlich ging es ihm schlecht mit seinen Halsschmerzen und dann wurde ich irgendwann selber müde und ging ebenfalls ins Bett. Mit Schlafanzug, seit langer Zeit.

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Montag, 23.08.2004 

Konnte trotz reichlichem Rotweingenuss recht gut schlafen.

Als Thomas aus dem Bad kam, war ich wach genug, ebenfalls aufzustehen. Während ich auf der Toilette saß, rang ich mit mir darum, ob ich zuerst duschen und Haare waschen solle und dann Rad fahren oder umgekehrt. Bei meinem Sonntags-Telefonat mit meiner Schwester ist nämlich ein längst fälliger Entschluss gefallen: Abnehmen. Die Love-Handles an meiner Taille wollten in letzter Zeit einfach nicht schmaler werden. Ich aß ja auch ohne Hemmungen – kein Wunder! Aber damit ist jetzt Schluss! Jetzt wird was getan. Zwei Kilo müssen unbedingt und fünf Kilo wären schön.

Etwa eine halbe Stunde später ( wegen dem Haarewaschen) stieg ich aufs Rad. Die Sonne schien bei 11 Grad im Schatten. Wieder kämpfte ich mich zuerst den Berg hinauf. Als Alternative könnte ich am Anfang der Tour auch bergab fahren, verschont von diesem Hoch und Runter wird man in unserer gebirgigen Gegend sowieso nicht. Das ist eigentlich schade, weil ich tausendmal lieber im Flachland radeln würde.

Ich landete wieder an dem Teich. Heute war dort keine Menschenseele. Wer soll auch Montag früh an den Teich gehen? Ich setzte mich auf eine Bank in der Sonne und sann über das Leben im Allgemeinen nach. Die Schwäne, dachte ich, haben es eigentlich gut. Sie müssen nur zusehen, dass sie was zum Essen ergattern und können die ganze restliche Zeit herumschwimmen. Keine Jagd nach modischer Garderobe, keine Wohnung, kein Auto und so weiter. Am meisten beneidete ich sie darum, dass sie keinen Papierkram sortieren, keine Formulare ausfüllen, nicht ihr stetig anwachsendes Hab und Gut dauernd aufräumen, nicht jeden Morgen zur Arbeit gehen, nicht eine Arbeit suchen müssen und bestimmt keinen unübersichtlichen Haushalt haben mit fünf Stapeln wichtiger Dokumente pro Nase, die gut sichtbar auf allen freien Stellen liegen, wie z.B. auf dem eleganten Kamin, auf dem Biedermeierschreibtisch, in der geerbten Porzellanschale, auf dem Zweisitzersofa, auf dem Dreisitzersofa usw. und dass sie nicht damit hadern müssen, dass sowieso nie eine Änderung diesbezüglich eintreten wird.

Die Schwäne hatten einen Sinn für Symmetrie. In gleichmäßigem Abstand standen im Morgensonnenlicht fünf von ihnen in einer Reihe und putzten sich fast synchron das Gefieder. Dann starteten einige von denen auf dem See. Mit ausladenden und geräuschvollen Flügelschlägen schwangen sie sich langsam aus dem Wasser, glitten kurz über der Wasserfläche entlang um sich dann in die Luft zu erheben. Sie müssen das den Fliegern abgeguckt haben, oder umgekehrt? Sie flogen eine Runde über den See um mir ein weiteres Schauspiel zu bieten, nämlich ihre Landung. Die Flügel zu Bremssegeln aufgestellt, die Beine mit den durch die Schwimmhäute breiten Füßen nach vorn gerichtet bremsten sie so geräuschvoll, wie sie gestartet waren auf der Wasseroberfläche ab,  setzten sich aufs Wasser richteten die Flügel und man sah ihnen rein gar nichts mehr von ihrem Flug an. Zwei machten es besonders Aufsehen erregend. Sie flogen im Synchronflug dicht über der Wasseroberfläche bis zum gemauerten Ufer, bremsten, immer noch synchron, kurz vor der Mauer ab, ich hatte schon die Luft angehalten, falteten, wiederum im Gleichklang, ihre Flügel aber dann musste einer von ihnen einen Flügel korrigieren. Ihre Silhouetten  hoben sich eindrucksvoll gegen die Morgensonne ab und ich hätte am liebsten Beifall geklatscht. In dem Moment kam mir ein sehr philosophischer Gedanke: Wenn man nur zur rechten Zeit am rechten Platz ist, bekommt man kostenlos und exklusiv und unverhofft, was man auch für viel Geld nicht kaufen könnte. Also stimmt es scheinbar doch, das Geld nicht alles ist.

Zwei Stunden später war ich wieder zu Hause und hatte das Gefühl, schon ein paar Gramm abgenommen zu haben. Ich kochte mir eine große Kanne Kaffee und hoffte inständig, dass mein Vorhaben, bis zum Abend nichts zu essen, nicht platzen würde durch eigene Unzulänglichkeit. Um es vorweg zu nehmen. Bis auf eine Nektarine habe ich nichts gegessen. Ich las die Zeitung, trank den Kaffee, putzte ein wenig an meinem Rad herum und las schließlich „Röslein rot“ zu Ende. Wie immer gab es bei Ingrid Noll eine Leiche.

Am sonnigen Nachmittag versuchte ich, Johannes ein paar Minuten im Garten festzuhalten, wir alberten eine Weile herum, dann verzog er sich wieder zu seinem besseren Freund – seinem Computer. Ich widmete mich der letzten Rabatte,  alle anderen hatte ich schon in den vergangenen  Tagen gejätet und irgendwann kam Thomas heim. Er hatte eine Apotheke leer gekauft und seine Laune war angesichts seiner nun doch in den Bereich des Möglichen gerutschten Genesung ein Stück besser. Immerhin sprach er drei Worte zu mir, nachdem er sich umgezogen hatte.

Wir aßen zu Abend, es gab selbst gebackenes Brot, das doppelt so groß geworden war, als es sollte, tauschten einige Meinungsverschiedenheiten wegen dem Urlaub aus und widmeten uns dann dem abendlichen Fernsehprogramm. Ich suchte mir ein weiteres Buch für den Abend und den nächsten Tag im verwaisten Kinderzimmer.

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Dienstag, 24.08.2004 

Totaler Frust !!!

Soeben zwei Stunden mit Spider Solitär verschenkt und nicht gewonnen!

Wenn der verzweifelte Kamp gegen den Computer Spiel um Spiel leer für mich ausgeht, könnte ich wahnsinnig werden. Meistens knacke ich die Spiele nach mehrmaligem Versuch, aber heute! Keine Chance.

Wenigstens hab ich jetzt geschafft, aufzuhören und lieber ein paar Zeilen zu schreiben.

Gestern (Montag) Abend ist wie vorhergesehen nichts außer Fernsehen passiert und der heutige Tag begann wie der gestrige. Ich hatte gehofft, dass es wie versprochen regnet, aber das ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Also musste ich radeln.

Das hatte auf Grund meines zweiten  Hungertages ziemlich geschlaucht. Nachdem ich heute morgen ausführlich die Zeitung gelesen, viel Kaffee getrunken und mich wieder schrecklich über das teilweise wirklich hohle Geschreibsel aufgeregt hatte, wollte ich in den Keller um ein bisschen zu dichten.

Durch das Küchenfenster sah ich auf der Straße zwei dynamische junge Typen in Uniform bestehend aus je einem weißen T-Shirt herbeieilen. Und prompt klingelten sie. Sie seien vom Baby- und Kleinkinder-Rettungsdienst. Meine Güte – was sollte das denn sein? Ich hatte irgendwann in letzter Zeit was in der Zeitung gelesen, dass mal wieder Schnorrer unterwegs seien und für irgendetwas sammeln. Aber wer soll sich über Tage merken, für welche Organisation die sich ausgeben? Um nicht gar zu blöd dazustehen, falls die Aktion echt sei, wies ich die Beiden nicht gerade unhöflich, aber bestimmt ab. Sie zogen beleidigt und mit einer schnippischen Bemerkung von dannen. Ich glaube nicht, dass sie echt waren!

Dummerweise war der Computer die ganze Nacht im Standby-Betrieb, so dass als erstes das Kartenspiel von gestern Abend aufging. Das Resultat dessen erwähnte ich ja bereits.

Nachdem ich eben gerade den ersten halben Tag von Heute beschrieben habe, werde ich jetzt erst einmal nach Emails  sehen und mir dann einen wärmeren Ort suchen. Es wird Herbst, draußen ist es grau bewölkt und ein bestimmt recht unangenehmer Wind bläst. Ich sehe aus meinem großen Kellerfenster, wie die Grashalme herumgeschüttelt werden und wie sich die Zweige der Weide unregelmäßig auf und ab bewegen.

Ich will versuchen, dass Thomas Obst mitbringt, dann brauch ich nicht noch mal raus. Faul, oder?

Später am Nachmittag fing es an zu regnen. Lange und ausgiebig und gut für meine Kürbisse, von denen dick, rund und gelb die einen und drall grün-weiß gestreift die anderen in der rechten hinteren Gartenecke unter ihren gesunden, schützenden grünen Blättern heranwachsen. Das Blätterdach ist so dicht, dass sich bestimmt noch viel mehr Kürbisse darunter verbergen, als ich bis heute ausmachen konnte. Voriges Jahr haben Hasen meine schmächtigen Kürbispflanzen als Futter missbraucht, dieses Jahr hat Thomas die Pflanzen gezogen. Sie gediehen prächtig und wurden von Tag zu Tag kräftiger. Die Hasen haben sie zum Glück nicht beachtet, doch ein Sommerhagel wäre ihnen dann fast zum Verhängnis geworden. (Den Kürbispflanzen, nicht den Hasen)

Thomas kam spät von der Arbeit, wir aßen Brot und Ei, warteten nicht auf Johannes, der weggegangen war, ohne natürlich zu sagen wohin.

Wir beeilten uns mit dem Essen, denn wir hatten vor,  uns im Reisebüro mit weiteren Reismöglichkeiten verrückt machen zu lassen. Und jetzt kommt es, weshalb ich diesen Nachmittag so ausführlich beschreibe, obwohl er es ohne das Ereignis gar nicht wert gewesen wäre. Das Ereignis ist ein Regenbogen – so hell und leuchtend, wie man ihn selten zu Gesicht bekommt. Er überspannte unsere Stadt mit einer beneidenswerten Leichtigkeit und Größe. Vor dem Wasserturm stieg er aus der Erde und   endete vor dem Lidl-Markt. Wir fuhren mit Thomas’ schwarzem Audi direkt unter dem Wunderwerk des Regens und der Wolken hindurch. Das hätte man fotografieren müssen! Oder besser noch malen. Eine leuchtende Farbfolge von Violett über Blau, Grün, Gelb, leuchtendes Orange bis hin zum satten Rot und darum herum Straße, Häuser und vor allem der Himmel in einem gespenstischen, dunklen Grau.

Erfolg auch beim Reisebüro, so dass wir den Abend beruhigt mit einer Flasche Wein ausklingen lassen konnten. Ich hatte nach langer Zeit mal wieder Lust, einen Teddy zu nähen, der mir jedoch leider nicht gelang.

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Mittwoch, 25.08.2004

Thomas Angewohnheit, sich an mich zu kuscheln wenn er aufwacht, nervt manchmal. Besonders, wenn ich so gern noch schlafen möchte. Er schlief gleich wieder ein, aber ich musste mich strecken, weil mir alle Knochen wehtaten. Davon wurde er wieder wach  und ich wurde langsam wütend. Um es kurz zu machen, wir stritten uns schon, als endlich der Wecker klingelte. Es endete damit, dass Thomas den Urlaub in Frage stellt und ich heulte.

Dann ging er ins Büro. Heute hatte ich keine Lust zum Radfahren und suchte mir stattdessen mein Gymnastikbuch heraus. So nach und nach fielen mir die Übungen sogar wieder ein. Als ich dann auch noch geduscht und Kaffee gekocht hatte, verkroch ich mich hinter der Zeitung, hinter der ich erst eine Stunde später wieder auftauchte, um mich sofort über die vergangene Stunde zu ärgern und dass es schon halb elf war und ich noch nichts Sinnvolles vollbracht hatte. Irgendwas war heute mit mir! Fing die Erwerbslosendepression schon an? Oder lag es eher am unfreundlichen und kalten Regenwetter?

Ich hätte faulenzen können. Lesen oder weiter an meinem erfolglosen Teddy basteln. Ich hätte schreiben können. Tief in mir kribbelte eine bedrohliche Unruhe. Ich musste unbedingt was tun, doch woran ich auch dachte – zu keinem der inneren Vorschläge hatte ich Lust. Schließlich gab ich mich der blödesten aller Arbeiten hin und räumte drei Schubladen in der Küche aus, reinigte sie, trennte mich von unbedeutend wenig Müll - den anderen schachtelte ich wieder ordentlich ein – und beklagte mich nebenbei bei Johannes, der sich gelegentlich sehen ließ. Wir fuhren gemeinsam in den Baumarkt, weil mir der Ölofen, den ich mir für den Keller kaufen wollte, zu schwer gewesen wäre. Natürlich war die Zeit noch nicht reif für Ölöfen und die Fahrt erbrachte als einziges Resultat zwei Paar rosa Gartenhandschuhe. Meine alten sind hinüber. Die bösartige  innere Unruhe verlor ich unterwegs leider nicht. Im Gegenteil. Meine Hose sah albern aus und wegen der Kälte musste ich Socken anziehen. Damit sahen meine Füße auch albern aus. Ich hasste mich mal wieder.

Ich brauche einen Job. Und mal abgesehen davon, dass ich sowieso keinen kriege, will ich auch nichts von dem, was ich mal gearbeitet habe, wieder machen. Was anderes kann ich aber nicht. Und mir fällt keine Alternative ein, so lange und intensiv ich auch darüber nachdenke. Was soll das erst im richtigen Herbst werden?  Ich werde mir einen Tagesablauf aufzwingen. Ich werde schreiben. Jeden Vormittag vier oder fünf Stunden. Was ich danach machen werde ist egal, denn dann habe ich was vorzuweisen für den Tag und ich werde zufrieden darüber sein. Hoffentlich.

Das morgendliche Gewitter im Schlafzimmer hatte reinigende Wirkung. Thomas kam gut gelaunt und außergewöhnlich freundlich nach Hause und ich gab ebenfalls alles. So hatten wir uns wieder einmal richtig gern, aßen Tomatensuppe und tranken – natürlich – Rotwein dazu. Der passt irgendwie immer.

Später am Abend rief ich, wie tagsüber per Mail vereinbart, unsere Tochter in Münster an. Auch bei ihr nur erfreuliches: Endlich hatten sie und ihr Freund es geschafft, Fahrräder zu kaufen und sie berichtete zwanzig Minuten oder länger von der ersten gemeinsamen Tour auf der lohnenden Investition. Sie waren unter anderem im Biergarten und sie war fasziniert von der Tatsache, jetzt zur großen Gemeinde der Radler zu gehören, dabei in der Sonne sitzen und Bier trinken zu können. Nachmittag um Drei! Eigentlich unanständig – sagte sie.

Wir gingen spät zu Bett und alles war sehr erfreulich.

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Donnerstag, 26.08.2004 

Das Leben ist ungerecht und undurchsichtig. Meine Rechnung war, abgeleitet aus den ersten beiden Hungertagen die mir je ein Pfund Gewichtsverlust brachten, relativ simpel: Jeden Tag ein Pfund macht fünf Kilo in zehn Tagen. In zehn Tagen würden wir mit Traumgewicht in den Süden fliegen.

Doch was sehe ich heute früh? Die blöde Waage zeigt haargenau das Gewicht von Vorgestern! Zwei Tag umsonst gehungert. Ich hätte heulen können. Glücklicherweise hatte sich Thomas nach einem langen Kuschelaufwachen bereits zum Aufstehen durchgerungen, sonst wäre das Schmusen ins Wasser gefallen. Meine schlechte Laune schrie nach Vergeltung. Aber an wem?

Wie um das Unglück perfekt zu machen, erfüllte ich meine eigene Auflage den Vormittag mit Schreiben zu verbringen natürlich auch nicht. Es war schon wieder fast elf Uhr, als ich aus der Zeitung aufsah! Die Zeit verplempert. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Das kann so nicht weitergehen!

Wenigstens habe ich mich im Internet über die Vorgänge bei der Fettverbrennung informiert, war einkaufen, habe Wäsche gewaschen und mir einen Frisörtermin geholt.

Am Morgen nach dem Wiegetrauma hatte ich mir fest vorgenommen, das Abendbrot an diesem Unglückstag wegzulassen. Und ich schrieb den ersten Entwurf einer Kurzbewerbung als Schriftstellerin bei einem Verlag. Das Angebot hatte ich bei der Jobsuche im Internet gefunden. Es wird sowieso nichts, das weiß ich jetzt schon.

Natürlich habe ich Abendbrot gegessen und dafür danach über eine halbe Stunde Zappelgymnastik gemacht. Den gesamten restlichen Tag und Abend verbrachte ich  beim Kartenspielen am Computer. Dabei vergeht die Zeit wie im Flug, man bekommt ein verspanntes Genick und ein schlechtes Gewissen wegen der Sinnlosigkeit. Schon im Bett, nahm ich mir lauter tolle Sachen für den nächsten Tag, Freitag, vor.

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Freitag, 27.08.2004 

Nun hat es auch mich erwischt. Halsschmerzen, ein bisschen Schnupfen. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Thomas mich angesteckt hat. Am Nachmittag wird er es abstreiten und mir wortreich erklären, warum das nicht möglich sei. Ich werde ihm nicht glauben, mit Salzwasser gurgeln und Tabletten lutschen.

Trotz meiner Erkrankung holte ich das Fahrrad aus dem Keller. Bevor ich losfuhr suchte ich zuerst eine geschlagene halbe Stunde meine lange Radlerhose, dann aß ich ein paar Kohlenhydrate, damit die Fettverbrennung angestoßen werden kann, trank einen Eimer Wasser, wie Lance vor der Tour und fuhr, obwohl es sich inzwischen zugezogen hatte und der Himmel eher nach Regen aussah, als nach Fahrradfahren, los. Ich nahm meine übliche Strecke unter die Räder und an einer kleinen Kreuzung einem Auto fast die Vorfahrt. In gewisser Weise war ich diesem Moment der Meinung gewesen, dass ich fahren dürfe. Von einigen Anstiegen und dem Wind und meinem Unwohlsein und den grauen Wolken ganz erschöpft, änderte ich den Tourenplan, indem ich ihn verkürzte. Zuhause setzte ich den Kaffeeautomaten in Gang und schaltete den Computer ein.

Die Zeitung wollte ich nicht lesen um mir von ihr nicht wieder den Tagesanfang vermiesen zu lassen. Aber die letzte Seite mit dem Horoskop und etwas Promi-Klatsch sah ich mir doch an. Heute, so stand in meinem Skorpion-Horoskop, würden die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Na dann nichts wie ran an die Online-Bewerbung als Schriftstellerin. Stunden später war mein Entwurf zufrieden stellend und ich konnte auf „Senden“ drücken.

Uff. Jetzt konnte sich der lang ersehnte Erfolg einstellen.

 

Die nächste Tätigkeit war noch unangenehmer. Der Rechtsanwalt, den ich zu Jahresbeginn konsultiert hatte, weil ich nicht wusste, ob nun gegen meinen treulosen Arbeitgeber wegen der Kündigung klagen oder nicht, hat mir nach Ablauf von sieben lappigen Monaten eine Rechnung geschickt, die wie alle Rechtsanwaltsrechnungen viel zu hoch war. Darüber hinaus war überhaupt kein Honorar vereinbart worden, ganz im Gegenteil. Es koste erst, versprach er mir damals, wenn ich klagen würde. Und nun dieses! Natürlich war ich empört, als ich den Brief gelesen hatte. Doch seitdem war schon wieder ein Monat vergangen und Thomas sagte, ich soll ihm einen saftigen Antwortbrief schicken und natürlich keinen Pfennig bezahlen.

Damit hatte er auch schon die Sache in die Hand genommen.

Ich mailte ihm, Thomas, meinen Entwurf ins Büro und damit war ich die Geschichte bis zum Marke aufkleben los.

Johannes ist schon den dritten Tag hintereinander nicht zum Essen in die Mensa gegangen. Da ich abmagern will, konnte ich mich um seine Versorgung nicht kümmern, so dass er eigenverantwortlich kochen musste. Einmal gab es trockene Nudel – er verschmäht die so leckere Butter darin, ein anderes Mal eine Pizza aus der Tiefkühltruhe. Heute bot ich ihm ein Mittagessen an. Das Hungern konnte mir gestohlen bleiben, wenn man davon zu- statt abnimmt. Bratkartoffeln mit Gurkensalat gab es. 

Den Nachmittag verbrachte ich schreibend an meinem Laptop, bis viel früher als erwartet Thomas nach Hause kam. Ich hatte mit Web-Hilfe ein kleines Wörterbuch für unseren Urlaub zusammen gestellt, Thomas brachte eine übersetzte Speisekarte mit und die unfrohe Kunde, dass in einer Woche, also dann wenn wir los fliegen,  das Wetter auf Korfu in Regen übergehen würde. Und dass es meine Schuld sei, weil ich ja unbedingt dahin wollte und nicht zum Beispiel nach Rhodos, wo es viel, viel besser würde. Ich werde trotzdem das kleine Wörterbuch ausdrucken.

 

Gibt es auch mal wieder keinen Betrug? Am meisten ärgert es mich ja, dass ich mir so viel Mühe mit der Bewerbung als freier Schriftsteller gegeben habe. Es war nur ein Lockvogelangebot. In Wahrheit handelt sich um eine Bücherauktion im Internet für die ich, eine ernsthafte Schriftstelleranwärterin, Artikel, also Bücher,  einstellen und auch verschicken soll. Ich werde mir die ganze Sache aber wenigstens mal durchlesen und Johannes zeige ich es auch, der kennt sich mit Internetversteigerungen am besten aus in unserer Familie. Und dann werde ich es wahrscheinlich wieder nicht machen, wie alles. Ich dachte mir gleich nichts Gutes, als zwei Stunden nachdem ich meine Mail losgeschickt hatte, schon eine Antwort da war!

Den freitäglichen Fernsehabend  habe ich gebucht für eine Vorpremiere eines deutschen Filmes auf Arte. Endlich mal was anderes als Olympia.

Sehenswert war der Film, doch wie immer stammten die Figuren aus echt guten Verhältnissen. Die hatten Wohnungen, die sehr zum Sehenswert des Filmes beitrugen, allerdings in meinen Augen unreal waren. So gestylt und riesengroß. Klar ist eine unheilbare Krankheit das Schlimmste, aber die Krankheit hätte weniger böse und dafür das Umfeld der Handlung realistischer sein können.

Aber egal – heulen konnte ich wie ein Schlosshund und wenigstens nicht auf meine Kosten.

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Samstag, 28.08.2004 

Es waren Halsschmerzen, was mich weckte. Mit jeder Sekunde des Wachseins verstärkten sie sich spürbar. Schließlich musste ich aufstehen, mit Salzwasser gurgeln und eine Tablette lutschen. Zum Glück waren sie nicht so schlimm, wie damals in Budapest. Dort dachte ich, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Und dann ganz allein und von allen guten Geistern verlassen in der Fremde im Hotelzimmer! Und kein Tuch für den Hals, keinen Schal, es war ja Sommer. Mir fiel damals in meiner Angst eine Nottherapie ein, die ich jedoch noch nie ausprobiert hatte. Ich gurgelte mit Mittelstrahlurin. Der Geschmack davon war so eklig wie selten etwas, doch es schien sich sofort eine Linderung der starken Schmerzen einzustellen. Und so nahm ich diese Qual auf mich. Hier bin ich erstens nicht allein und zweitens sind verschiedenste Pillen im Bad verstaut, das Salz zum Gurgeln war sofort zur Stelle und so derartig schlimm, wie in Budapest waren die Schmerzen ja wie gesagt nicht.

Spätes Frühstück, Regenwetter und Badputzen machten den Vormittag zu einem Erlebnis. Später recherchierte ich im Internet, worum es sich wohl bei der angeblichen schriftstellerischen Tätigkeit handeln könne – es handelt sich darum, für den Verein mit dem unseriösen Angebot im Portal der Arbeitsagentur verschiedene Waren in einer online-Auktionsplattform einzustellen und für selbstverständlich eine überdurchschnittlich gute Bezahlung (dass ich nicht lache!)  zu Hause so lange zu lagern, bis der Ramsch unter den Leuten ist. Ist das nicht ein weiterer Grund, sich maßlos aufzuregen? Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, am Nachmittag zu lesen und zu schlafen. Das Lesen ist wenigstens schön und der Schlaf macht unter Umständen schön.

Wie es sich für die liebe Mutti von einem studentischen Johannes gehört, kochte ich die obligatorischen Samstagsnudeln mit seiner Lieblingssoße. Und Beide, auch Thomas, langten ordentlich zu.

Das mit dem Lesen war schnell erledigt, obwohl „Die Glut“ von Sándor Márai nicht langweilig ist, aber ich war einfach zu müde. Angeschlagen vom Infekt fiel ich bald in einen von Thomas alle zwei Minuten durch hartes Husten gestörten Schlaf. Ich konnte überhaupt nicht wieder zu mir kommen, legte dann noch einiges für die Urlaubsreise bereit und verbrachte den restlichen Nachmittag und Abend in einer Art Dämmerzustand. Das Wetter hatte sich sowieso nicht gebessert und wann gammele ich schon mal!

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Sonntag, 29.08.2004 

Wenigstens schien die Sonne. Ab und an. Indem wir gegenseitig auf das aufstehen des Anderen warteten, verging die Zeit wie im Fluge und plötzlich standen alle zur selben Zeit vor der Badtür. Das heißt, ich war drin, die anderen wollten hinein.

Das Frühstück fand am späten Vormittag statt, was uns aber nicht daran hinderte, eine kurze Zeit später das Mittagessen einzunehmen.

Meinen sonntäglichen Frühstückszusammenbruch konnte ich mit knapper Not vermeiden. Thomas stichelte wieder herum und ich quäle mich dann immer mit  großem Selbstmitleid herum.

Krank war ich noch immer, wenn auch in abgeschwächter Form. Nicht zu krank zum Essen kochen. Dazu ist eine Mutter wohl selten zu krank – und wenn man ihr das Bett an den Herd schleppen müsste.

Wenigstens bemerkte Johannes, dass es besser wäre, ich würde das Fleisch nicht berühren beim Zerschneiden, dazu wäre ich zu krank. Zum Kochen nicht, aber zum Schneiden. Immerhin schmeckte es ihnen, was auch nicht zwangsläufig der Fall ist und sie haben gar nicht bemerkt, dass ich den Kefir von zwei Ansätzen in die Soße geschmuggelt hatte. Ich will ja, dass meine Familie gesunde Nahrungsmittel zu sich nimmt, nur sie wollen es nicht. Besonders, wenn sie es sehen.

Aufgrund einer Flasche Wein, die Thomas zum Essen geöffnet hatte und aufgrund von Formel 1 lehnte er die Teilnahme am Sonntagsspaziergang ab.  Ich beschwor ihn noch einige Male, mitzukommen und warf ihm Alkoholismus vor, aber alles lies ihn kalt und er beharrte stur bei seiner Meinung. Daraufhin machte ich mich alleine auf den Weg. Die Sonne schien, ich nahm einen Brief der sowieso in den Kasten musste in die eine Hand, meine Jacke in die andere und steckte das Handy in die Hosentasche. Unterwegs grübelte ich, ob ich meinem langjährigen Freund Ben Bescheid geben solle, dass ich gerade ganz alleine auf Tour bin und ob er mir nicht Gesellschaft leisten wolle, oder ob das Verrat an meinem alkoholsüchtigen Mann sei, oder ob das gemein sei, Ben als Lückenbüßer zu benutzen. Ich rief ihn dann schließlich an und wir trafen uns unterwegs auf dem Weg zum Park. Er kam mit dem Rad, so konnte es wie zufällig aussehen. Ben ist fast immer für mich da. Das macht mir einerseits ein schlechtes Gewissen, andererseits ist es immer wieder schön zu wissen, dass es ihn gibt. Wir fanden eine Bank mitten im dichtesten Strom der sonntäglichen Lustwandler. An einem Teich mit Schwänen darauf und  Enten. Mit seinem neuen Handy knipste er ein Bild von den Schwänen, das er mir später mailen wollte.

Eine Punkerin mit einer großen, dunkelbraunen Hündin die sie natürlich nicht an der Leine hatte – Punker haben so etwas ja nun nicht nötig! – schickte das Tier ins Wasser, indem sie Stöckchen rein warf. Instinktgemäß suchte sich der Hund eine begehbare Uferstelle und sprang dem Ast hinterher. Beim Herauskriechen aus dem Wasser rutschte er immer wieder ab. Wenn mich jemand zu so einer Blamage gezwungen hätte … ich weiß nicht, was ich gemacht hätte. Aber so sind die Hunde – sie tun alles, um Herrchen oder Frauchen einen Gefallen zu tun. Schleimer.

Wenn Ben dabei ist, sollte ich vorsichtig sein mit negativen Äußerungen über Hunde. Er ist ein ausgesprochener Hundeliebhaber, seine Eltern haben einen, seine Oma hat einen und er wird später, denke ich, auch einen haben. Ich bin aber nicht vorsichtig, eher noch hundefeindlicher, als ohne Ben. Doch er verzeiht mir das. Das ist ja gerade das schöne an ihm, dass er so tolerant ist. Und das macht mich nun wieder ihm gegenüber friedfertig. Wenn man mal von der Sache mit den Hunden absieht. Er mag ja dafür Katzen nicht. Wir akzeptieren unsere gegenseitige Neckschwelle und übertrieben es nie. Oder selten. Man könnte sagen, dass wir uns respektieren. Und das ist etwas enorm schönes, so es denn gelingt.

Pünktlich zur Abendessenzeit traf ich wieder zu Hause ein. Thomas hatte sich währenddessen im Garten nützlich gemacht und den Wein nicht ausgetrunken – sein Glück!

Die auf das  Abendessen folgenden drei Stunden brachte ich mit Telefonaten herum.  Als erstes rief ich bei meiner Schwester an, danach bei unserer Tochter. Während ich mir deren neueste Erlebnisse und ihre Sorgen und Probleme anhörte, über meine konnte ich nicht so lustvoll herziehen, weil Thomas am anderen Ende des Zimmer vor dem Fernseher saß, leerte ich eine halbe Flasche Rotwein, Nun war ich also die Säuferin. Ich schlief meinen Minirausch an Thomas Brust aus, während die Abschlussfeier der Olympiade übertragen wurde und bevor wir ins Bett wankten.

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Dienstag 31.08.2004 

Gehört die neue Erkenntnis nun schon zum neuen Tag?

Gestern sind wir um vierundzwanzig Uhr schlafen gegangen, als mir die Erkenntnis kam, war es nach null Uhr. Also gehört sie in diesen Tag.

Die Erkenntnis lautet: Männer und Frauen kommen nur dann gut miteinander aus, wenn der eine dom und der andere dev ist. Mit dem Horoskop hat das gar nicht so viel zu tun.

Das ist nämlich genau das Problem: Thomas und ich, wir sind beide dom. Deshalb kommen wir nicht harmonisch miteinander aus. Nicht wegen unserer konträren Sternzeichen. Sehr zufrieden mit meinem Geistesblitz schob ich Thomas’ Kopf, der schwer auf meiner Schulter schlief, behutsam auf seine Seite muss daraufhin selbst eingeschlafen sein.

 

Der Morgen begann wie jeder Morgen mit dem lauten, fröhlichen Radiowecker, den ich schon mehrmals mit dem Hausschuh erschlagen hätte, wenn ich nicht so ein schlechter Schütze wäre. Ich dankte Gott, als Thomas sich nach einer unendlichen Zeit von mindestens zwanzig Minuten zum Aufstehen durchgerungen hatte. Das Radio wurde ausgemacht, die Tür von außen zu und mein morgendlicher Schönheitsschlaf konnte seinen Lauf nehmen. Das Wort „Schönheitsschlaf“ ist übrigens in dem Zusammenhang völlig fehl. So grausam wie ich danach aussah, kam ich mir lange nicht mehr vor.

Der Vormittag ging schnell vorbei, am Computer und mit Kartenspielen. Eine neuerliche Verfehlung, ich weiß. Dafür verlief der Nachmittag ungewöhnlich ereignisreich. Johannes nahm mich, bevor er zum Essen fuhr, mit in die Stadt wo ich um zwei mit Thomas an der Sparkasse verabredet war. Wir wollten einige unserer Reichtümer auf Aktienfonds verteilen. Doch bis es soweit war, hatte ich eine Menge Zeit. Über zwei Stunden sind für unsere kleine Stadt ausreichend, um alle infrage kommenden Geschäfte mehrmals abzuklappern. Mit Hilfe meines Merkzettels arbeitete ich Position für Position ab. Mein erster Einkauf bestand aus drei reduzierten Tangas und Sneakersocken. Davor hatte ich im Sportgeschäft zweiteilige Badeanzüge anprobiert. Falls ich davor gute Laune gehabt haben sollte, war sie danach weg. Immer wieder ärgere ich mich maßlos über die engen Anprobekabinen, in deren Spiegel man sich so nah und bei dermaßen unvorteilhaftem Licht betrachten  m u ß, will man die Passform begutachten, dass man ab sofort jeder Nahrungsaufnahme abschwören möchte. Die Bikinis sahen jedenfalls nicht gut an mir aus. Ins Kaufhaus, in dem ich schon die Slips und die Socken gekauft hatte, ging ich ein zweites Mal, weil ich auch dort einen Badeanzugsständer vermutete. Ich probierte wieder mit demselben  Effekt an. Im einzigen Schuhgeschäft, in dem ich je was gekauft habe, erstand ich ein Paar Zehensandaletten zu einem reduzierten Preis, probierte in einer Boutique zwei Größen eines Kleides an, von denen mir das schmalere passte. Mein Selbstwertgefühl wurde um eine Winzigkeit gehoben. Außerdem sollte ich mir Badeschuhe besorgen, falls der Strand im Urlaub steinig ist und musste blaue nehmen, weil die besseren schwarzen nur in Männergrößen herumstanden. So langsam wurde es dann Zeit, zur Sparkasse und somit zu unserem Treffpunkt zu gehen. Thomas war direkt schon da! Wir verstauten noch schnell meine Einkäufe im Auto und suchten dann unsere Sparkassenberaterin, eine nette junge Frau, die ich bereits von einem früheren Termin kannte, auf. Sie warf mit einigen Schlagworten aus der Börsensprache um sich, deren Zusammenhang ich nicht mal richtig begriff. Zum Glück wusste Thomas ganz gut Bescheid, denn er hatte sich bereits zu den Anlageformen beraten lassen. Da ich wie gesagt die junge Frau kannte, wechselten wir auch einige Worte fernab des Finanzgeschäftes. Wohin wir im Urlaub fahren, wollte sie wissen, und als ich „Korfu“ sagte, leuchteten ihre Augen und sie erzählte gleich, dass ich unbedingt das Schloss von der Kaiserin Sissy besuchen solle. Thomas brauste – es sollte neckisch ankommen – auf, sie solle mir mal keinen Floh ins Ohr setzen, sonst wolle ich noch dahin. Diese Reaktion quittierte die Dame, unsympathisch war sie mir ja noch nie, mit echtem Unverständnis gegen Thomas und Mitgefühl für mich. Wie dankbar war ich ihr. Und gleich noch einmal outete sich mein lieber Mann. Es ging um eine eventuelle Partnerkarte für seine Kreditkarte. Er ließ blicken, dass es dabei ja wohl sehr auf seine Gnade ankäme, was auch stimmt, aber kein normaler Mensch sagt so was auch noch! Wieder reagierte die entzückende junge Frau solidarisch, was sie mir einen weiteren Meilenstein näher brachte. Sie entgegnete etwas, das so entrüstet klang, dass sogar Thomas merkte, wie er sich ins schlechte Licht gerückt hatte. Noch auf der Straße machte er seine Witze darüber, aber ich kenne ja schließlich Thomas. Ich war hochbefriedigt, dass er mal nicht mit seiner wie-schön-ich-meine-Frau-vorführen-kann-Tour angekommen war. Ziemlich schuldbewusst kauften er dann die Badetasche, die ich ausgesucht hatte, den Mückenvernichter und für sich die Schuhe, die er erst gar nicht wollte, aber die ich ihm empfohlen hatte. Diesem Nachmittag konnte nichts mehr passieren, außer ich hätte mich wieder an seine nette Art erinnert …

Der Abend verging mit Pizzaessen, schreiben, spielen, fernsehen und draußen mit Regen.

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Donnerstag 02.09.2004 

Die schwerwiegende Frage, ob nun vor dem Urlaub noch mal zum Frisör oder ob nicht stellte ich mir täglich. Das Problem dabei war, dass meine Frisöse, mit der hin und wieder in gemeinschaftlicher Diskussion und gegenseitigem Charakterstudium gemeinsam  d i e  Frisur schlechthin kreiere, ausgerechnet jetzt im Urlaub ist. Und da meine Ignoranz soweit reicht, dass ich sogar ein so wichtiges  Datum verdrängen kann, wusste ich nicht, was nun machen. An den Haaren musste was passieren.

Und das tat es auch! Dabei hatte ich eindeutig bekundet, sie (die Ersatzfrau) solle einfach nur überall einen Zentimeter abschneiden und alles andere so lassen. Zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ich hätte das auch meinem Computer erzählen können. Sie hat natürlich ihren eigenen Stil auf mich projiziert und ich konnte wie immer erst am nächsten Tag das Ausmaß der Katastrophe in vollem Umfang erkennen. Mein Haarschnitt war futsch – nur noch Fransen! Jetzt werden alle meine Urlaubsbilder versaut sein, nur  weil meine Frisöse im Urlaub ist!!!

 

Das angesagte herrliche Sommerwetter war zurückgekommen, obwohl man den Hauch des Herbstes unweigerlich verspürte.

Ich erntete einen weiteren Kürbis, dieses Mal traf es einen gelben, und verbrachte den halben Tag mit ihm. Statt mich faul in die Sonne zu legen. Manchmal verstehe ich die Männer, wenn sie sagen: Es verstehe einer die Frauen!

Am späteren Nachmittag, Thomas war immer noch nicht nach Hause gekommen, obwohl Grillen geplant war, legte ich mich endlich für eine Weile in den Liegestuhl um noch ein paar Seiten in „Die Glut“ zu lesen. Natürlich kam zehn Minuten später Thomas, fand mich im Liegestuhl anstatt beim Grillanzünden und die Mülltonne stand auch noch an der Straße, so dass er als alleinige arbeitenden Bevölkerung in unserer Mini-Familie das alles machen musste. Grund genug für einen Schwall an Beschwerden.

Und ihm gefiel natürlich meine doofe Frisur. Das war mir schon vorher klar gewesen. Das hat mich schon gleich wieder auf die berühmte Palme gebracht und ließ mich den verhunzten Haarschnitt umso kritischer beäugen.

Bier, Wein und Gebratenes glätteten die Wogen der Gefühle auf beiden Seiten und unsere leckere Tafel  immer wieder angreifende, ständig neue, weil die alten von Johannes erlegt worden waren, Wespen, sorgten für weitere Abwechslung. Die Sonne begab sich allmählich hinter den Horizont und ließ eine herbstliche Kühle zurück. Thomas wollte es trotzdem  noch eine Weile draußen aushalten, während ich schnell noch ein letztes Mal vor der großen Reise mit meiner Schwester telefonieren wollte. Daraus wurden zwei Stunden, in denen ich es einfach nicht übers Herz brachte, sie und ihren Seesack voller Sorgen und Probleme abzuwimmeln. Thomas versuchte durch Ablenkungsmanöver die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen aber meine Schwester hat schließlich echte Sorgen, Thomas suchte nur jemand, der mit ihm spielt.

Als ich schließlich nach den zwei Stunden die Kopfschmerzen, die ihr seit Monaten das Leben zur Hölle machen,  sozusagen übernommen hatte, was ja noch positiv für sie gewesen wäre, aber wahrscheinlich hatte ich sie nur zusätzlich zu ihr bekommen, und zu Thomas ins Wohnzimmer ging, saß er mit zusammengekniffenen Augen und einem enttäuschten Gesicht vor dem Fernseher und ließ sich von einer Talkshow mit dem alleinigen Thema dieser Tage –Hartz IV – berieseln. Es war nicht zu übersehen, dass er stinksauer war. Zumal ich noch nicht einmal gleich nach dem Mammuttelefonat hereingekommen war, sondern erst noch schnell mit Ben telefonierte, ich hatte es ihm versprochen. Jedenfalls war Thomas kaum mehr ansprechbar. Er ging ins Bett, was ich aber erst eine halbe Stunde später mitbekam, weil er kein Wort gesagt hatte.

Armer Thomas. Manchmal bin ich so ungeschickt.

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Freitag, 17.12. 2004 

Ach, du mein liebes Tagebuch. So ist das immer bei mir. Erst nehme ich mir sonst was vor und nach einer Weile verläuft es wieder im Sand. Auch wenn ich Sport mache. Am Anfang jeden Tag mit Inbrunst, dann muss mir nur das kleinste bisschen dazwischen kommen, wie z.B. ein Besuch bei meiner Mutti und schon ist der ganze Sport vergessen und ich brauche Lichtjahre oder schlimme Erkenntnisse morgens im Bad, um wieder damit anzufangen.

Beim Tagebuchschreiben kam mir der Urlaub dazwischen.

Dort am Strand in Griechenland hab ich zwar auch das eine oder andere notiert, doch als wir dann wieder hier waren ….

Die Zeit danach war von zwei einschneidenden Erlebnissen geprägt.

Thomas wurde von einer Vergangenheit heimgesucht, über die ich mich hier gar nicht auslassen möchte, sonst bekomme ich noch schlechtere Laune.

Mir drängten sich jedenfalls einige unbequeme Gedanken auf und ich war froh über alles, was mich davon abbrachte.

Ich bin nun mal kein Entscheidungsmensch.

 

Der Herbst ist vergangen und es ist kurz vor Weihnachten. Ich hatte inzwischen zwei oder drei Bewerbungen laufen und sogar auch ein Vorstellungsgespräch. Aber so hundertprozentig hat es mir nicht zugesagt und sie haben mich ja dafür auch nicht genommen.

Wir waren noch mal in einem Kurzurlaub in Franken, doch das ging eher schief. Es hat nicht besonders viel Spaß gemacht und war sowieso von dunklen Wolken getrübt. Am Himmel, wie auch auf Erden.

Ich habe so einiges vermisst in diesem Herbst, der nun vorüber ist und Weihnachten den Weg frei gemacht hat.

 

Heute früh habe ich, wie schon die ganze letzte Woche, bereits vor dem Aufstehen Sport getrieben. Ich habe eine neue Trainingsart entdeckt, die PILATES heißt, habe mir das Buch dazu gekauft und rätsele immer noch an der Übungsabfolge herum. Doch da das Buch zum Glück drei Trainingspläne beinhaltet, nehme ich erstmal die und turne sie, bis sie mir zum Hals raushängen oder ich wieder mal zu meiner Mutti fahre.

Danach dusche ich dann und mache alles andere, was mich tageslichttauglich verändert und trinke Kaffee. Sogar das Essen zum Frühstück habe ich mir inzwischen abgewöhnt! Hab einfach keinen Hunger und esse erst gegen Mittag irgendwas. Heute waren es zufällig Spaghetti mit Knorr-Sauce, von Johannes gekocht.

Bis zum Essen habe ich ältere Geschichten noch ein bisschen korrigiert oder verändert und danach war ich einkaufen. Eine neuerliche Bewerbung, die Stelle fand ich heute Vormittag im Internet, hatte ich davor schnell noch fertig gemacht und sie gleich mit zur Post genommen. Mal sehen ob sie mich überhaupt vorladen. Ich bin inzwischen relativ emotionslos in dieser Beziehung.

Gestern hatte ich köstliches Schmalz gekocht, das ich zum Abendbrot verkostet habe und ebenfalls heute früh im Internet fand ich ein Gans-Rezept, das ich dieses Jahr anwenden werde. Es geht darin weniger um die Zutaten, als um die Zubreitungsart. Die Gans wird nämlich stundenlang bei schwacher Hitze gebrutzelt und soll davon himmlisch weich werden. Ich bin gespannt.

Ach ja, ein Highlight der letzten Tage hab ich noch vergessen zu erwähnen. Ich male seit neuestem. Das macht unheimlich viel Spaß und ich würde am liebsten den ganzen Tag unten sitzen und es tun, doch momentan habe ich keine Idee für ein Motiv. Einfach so drauf los malen und denken, dass es schon werden wird … nee. Da kommt nichts Besonderes dabei raus. Es muss schon alles gut durchdacht sein.

Angefangen hat die ganze Malerei mit acht mal acht Zentimeter kleinen Ölbildchen für den Weihnachtsmarkt, die ich, bis ich erfuhr, dass der Weihnachtsmarkt schon eher ist, als ich dachte, mit Eifer und Hingabe herstellte. Als es sich dann herausstellte, hab ich gleich aufgehört und mich an große Bilder gewagt. Drei sind bisher gelungen, eines ist recht inhaltslos und an dem fünften entwerfe ich gerade. Am vierten habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass man es wie schon erwähnt, bis ins Detail planen muss, damit etwas Ordentliches heraus kommt. Es zeigt nämlich nur einen kleinen König auf gelbem Grund und ich weiß selber nicht, was es bedeuten soll. Was wird es da erst einem Fremden zu sagen haben? Heute ist mit eingefallen, dass ich den kleinen König auf einen Stuhl oder besser gesagt Thron hätte stellen können. Vielleicht bekomme ich das noch hin.

Mein erstes Bild ist in blau und weiß mit dem Hintergedanken, dass es ein wenig Kühle in unser Wohnzimmer bringen soll, dass sonst in sehr warmen Tönen gehalten ist. Einfach für den Kontrast. Es heißt BEWEGUNGEN.

Das zweite hat einen grünen Hintergrund mit Farbverlauf  wie ein nach vorn geöffneter Trichter. In dem Trichter steht eine sehr schlanke, schwarzhaarige Frau, deren oberer Kopf als auch Hände und Füße in den Seitenwänden des Trichters stecken und somit nicht zu sehen sind. Das Bild heißt GEFANGEN.  Das dritte Bild schließlich zeigt ein Stück Ostseestrand, dahinter Wasser und darüber Himmel. Auf dem Sand steht eine einzelne weiße Möwe, die einen Schatten wirft. Am Horizont sind Segelschiffe zu erkennen. Ben hat sich ein Ostseebild gewünscht oder besser gesagt, es mir als Auftragswerk für nächstes Jahr in Aussicht gestellt. Aber wenn Ben sich schon mal was wünscht! Ich werde es ihm zu Weihnachten schenken. Weiterhin eine flauschige, blaue  Decke aus Fleece und ein ebensolches Kissen, die ich schon gekauft hatte,  außerdem eine Schachtel selbstgebackene Plätzchen, ein Glas Kürbismarmelade (hätte er auch ohne Weihnachten bekommen) und ein Töpfchen von meiner neuen Schmalzcharge. Und als ob das nicht ausreichend wäre, hab ich ihm heute noch eine CD von Silbermond gebrannt. Der wird Augen machen! Ich freue mich schon darauf! Hoffentlich kommt dann nicht wieder das Gejammer, das er nicht so viele Geschenke für mich hat usw. Das kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehen.

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Dienstag, 21.12.2004 

Ja, ich weiß, ich bin schlampig. Aber die Weihnachtsvorbereitungen ….

Manchmal denke ich, es ist gar nicht gut, Tagebuch zu schreiben. Jedes Mal, wenn man es später liest, wird alles wieder aufgerührt.

Aber manchmal ….

Heute habe ich einen Engel getroffen. Und wenn er kein Engel ist, dann wenigstens ein glücklicher Mensch. Das gibt es – wirklich – ich hab’s mit eigenen Augen und Ohren gesehen und gehört.

Diese Sonne – ich habe es nicht mehr ausgehalten, ich musste raus. Nachdem ich am Vormittag den Weihnachtsputz weiter betrieben und dabei heftig vor mich hin geschimpft hatte, konnte mich dann auf einmal nichts mehr halten.

Ich überlegte mir ein paar Kleinigkeiten, die ich besorgen müsste und die vor allen Dingen nicht zu schwer zum Herumtragen sein würden und machte mich auf den Weg. Die Dezembersonne war ganz warm.

Von weitem sah ich einen alten Mann kommen, der einen Kinderwagen schob. Ich überlegte an einem Spruch, den ich ihm mitgeben könnte, da war er auch schon ran. Und sprach mich an. Ich hatte gerade beschlossen, ihn unbehelligt ziehen zu lassen, weil er mir plötzlich zu jung zum Anquatschen schien. Doch dann sah ich es, er war alt. Aber so sorgenfaltenlos, dass es schon fast wieder unnormal wirkte.

Er hätte gedacht, ich sei entweder die Gattin eines betuchten Professors oder arbeitslos. Nur Letzteres konnte ich bestätigen. Das erste wird ja nun auch nichts mehr werden! Nachdem er mich ein bisschen bedauert hatte, begann er sofort von sich zu erzählen. Von dem alten Haus, das sie alle zusammen auf Vordermann gebracht hätten und jetzt gemeinsam bewohnten. Mit der Tochter. Dass er glücklich sei, jeden Morgen wieder. Er zeigte mir das halbdunkle, süße Kindchen in dem Wagen und wer weiß aus welchem Grund, vielleicht konnte er in mich hineingucken, sprach er von der  Liebe und vom Durchhalten. Man solle nie aufgeben!  Eine Frau habe immer Mittel, ihren Mann zurück zu gewinnen und wenn es nur ein liebes Wort sei, das sie sagt, es würde ganz sicher auf fruchtbaren Boden fallen. Und wenn, fragte ich, alle guten Worte von ihr kämen und keines von ihm? Das wäre schlimm, sagte er. Er sagte nicht: hoffnungslos, aber er hätte es gern gesagt. Das wäre eine Missachtung der Liebe.

Er hatte das auch durch mit seiner Frau, aber zu seinem großen Glück habe sie es ihm verziehen. Zu seinem riesengroßen Glück!

Es ist mir fast peinlich zu gestehen, dass ich einen Moment an dem Mann zweifelte, daran ob er „ganz dicht“ sei.

Ich schäme mich dafür.

Ich wünsche  ihm nur, dass er so glücklich bleiben kann und dass das Minus als Preis für sein Plus schon war.

Und ich frage mich natürlich: Sieht man es mir jetzt schon an? Sieht man mir an, dass ich nicht glücklich bin?

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Mittwoch, 22.12.2004 

Mann, bin ich kaputt! Den ganzen Tag Weihnachtsputz, Geschenke einpacken, Post fertig machen, Plätzchen dekorieren, Einkaufen. Ich hab heute genau drei Mal gesessen. Eine halbe Stunde Mittag, dann zum Abendbrot und jetzt gerade.

Und es gibt nichts zu berichten!!!

Nämlich – weil keine Zeit  zum Gedanken machen war!

Dafür muss ich morgen zum Arbeitsamt. Am 23.12 – also einen Tag vor Heiligabend. Welchen Grund das haben soll, das möchte ich gerne mal wissen. Morgen werde ich – oder nicht?

Morgen Abend kommt unsere Tochter. Wir freuen uns alle schon sehr – und sie erst! Sie hat Heimweh, was ich gut verstehen kann. Mir ging es früher auch so. Was für großes Heimweh ich manchmal hatte!!! Und wenn ich dann da war, stellte ich große Ansprüche an das Zuhause, was gelegentlich natürlich zu Unstimmigkeiten führte. Mit ihr ist es genauso. Aber vielleicht haben wir dieses Jahr alle Glück und kriegen es hin, uns gut zu vertragen, uns lieb zu haben, zu ehren und zu respektieren. Große Worte, ich weiß. Aber so einfach zu realisieren und so schwer!!!

Mein größter Weihnachtswunsch würde in Erfüllung gehen, wenn ALLE zufrieden sind und Luxus wäre es, wenn wenigstens einige ein bisschen glücklich sind.

Ich melde mich nach Weihnachten, es sei denn, es passiert etwas besonders Erwähnenswertes.

 

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