Donnerstag,
26.08.2004
Das Leben ist ungerecht und undurchsichtig. Meine Rechnung war, abgeleitet aus den ersten beiden Hungertagen die mir je ein Pfund Gewichtsverlust brachten, relativ simpel: Jeden Tag ein Pfund macht fünf Kilo in zehn Tagen. In zehn Tagen würden wir mit Traumgewicht in den Süden fliegen.
Doch was sehe ich heute früh? Die blöde Waage zeigt haargenau das Gewicht von Vorgestern! Zwei Tag umsonst gehungert. Ich hätte heulen können. Glücklicherweise hatte sich Thomas nach einem langen Kuschelaufwachen bereits zum Aufstehen durchgerungen, sonst wäre das Schmusen ins Wasser gefallen. Meine schlechte Laune schrie nach Vergeltung. Aber an wem?
Wie um das Unglück perfekt zu machen, erfüllte ich meine eigene Auflage den Vormittag mit Schreiben zu verbringen natürlich auch nicht. Es war schon wieder fast elf Uhr, als ich aus der Zeitung aufsah! Die Zeit verplempert. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Das kann so nicht weitergehen!
Wenigstens habe ich mich im Internet über die Vorgänge bei der Fettverbrennung informiert, war einkaufen, habe Wäsche gewaschen und mir einen Frisörtermin geholt.
Am Morgen nach dem Wiegetrauma hatte ich mir fest vorgenommen, das Abendbrot an diesem Unglückstag wegzulassen. Und ich schrieb den ersten Entwurf einer Kurzbewerbung als Schriftstellerin bei einem Verlag. Das Angebot hatte ich bei der Jobsuche im Internet gefunden. Es wird sowieso nichts, das weiß ich jetzt schon.
Natürlich habe ich Abendbrot gegessen und dafür danach über
eine halbe Stunde Zappelgymnastik gemacht. Den gesamten restlichen Tag und
Abend verbrachte ich beim Kartenspielen
am Computer. Dabei vergeht die Zeit wie im Flug, man bekommt ein verspanntes
Genick und ein schlechtes Gewissen wegen der Sinnlosigkeit. Schon im Bett, nahm
ich mir lauter tolle Sachen für den nächsten Tag, Freitag, vor.