Sonntag, 22.08.2004
Ich habe beschlossen, ein Tagebuch zu führen.
Wir sind heute früh sehr zeitig aufgewacht.
Das Wetter war nicht berauschend. Der dritte kalte Tag nach dem herrlichen Hochsommer, den wir hatten. Ich brachte eine zeitlang damit zu, das Mittagessen, das er aber erst am frühen Abend geben sollte, vorzubereiten und habe dann ein bisschen am Computer gesessen und Bilder von der Digitalkamera überspielt. Die von unserem Fahrradurlaub. Und sie mir natürlich angeschaut. Manche waren … na ja.
Am Nachmittag hab ich das Nichtstun nicht mehr ausgehalten und hab das Rad aus dem Keller geholt. Thomas wollte nicht mitfahren. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, als ich ihn fragte, denn er telefonierte gerade mit seiner Mutter. Das waren die ersten Worte, die ich an dem Tag von ihm hörte, doch sie waren ja nicht für mich bestimmt.
Gleich am Anfang meiner Tour quälte ich mich die Straßen bergauf, fuhr dann an den Pferdewiesen vorbei, durch das Dorf, über das menschenleere Uni-Gelände und schließlich zu den Teichen. Auf dem Spielplatz, der Wiese und den Bänken tummelten sich einige Leute, vornehmlich mit kleineren Kindern. Ein Vater und seine Tochter fütterten die Schwäne und Enten und ihr kleines Hündchen Cäsar versuchte derweil, sein Laufgeschirr zu zerreißen. Vielleicht war er scharf auf die Enten oder das Brot? Als er jedenfalls von der Leine gelassen wurde, war seine Kampfeslust urplötzlich abgestorben.
Auf dem Spielplatz hinter meiner Bank hörte ich eine Mutter laut ihr Kind erziehen und ein Mädchen in teuren Klamotten und mit einem teuren Fahrrad kam ans Ufer geradelt. Sie spazierte auf und ab und war neidisch auf die anderen Leute mit dem Entenbrot. Sie versuchte mit einem Stöckchen an die Wasservögel ran zu kommen, hatte aber keinen Erfolg. Ich musste dann los, damit ich das vorbereitete Essen aufsetzen konnte und mir meine liebe Familie nicht verhungere.
Der liebe Thomas ohne Worte und der liebe Johannes, aus dessen Zimmer vorhin Kampflärm gedrungen war. Vom Computer, wie ich anlässlich eines kurzen besorgten Blickes undeutlich erkennen konnte, denn die Gardine war zugezogen. Die Sonne, die am Nachmittag schien, sonst wäre ich ja nicht Rad gefahren, hatte ihn wohl beim Kämpfen gestört.
Sehr untypisch war, dass alle Beide das Essen mehr oder weniger lobten. Thomas lobte es damit, indem er eine Menge davon aß und Johannes sagte, dass es nicht uninteressant geschmeckt habe, aber dass ich es jetzt nicht andauernd kochen solle. Bitte.
Wir müssen unseren Urlaub organisieren. Ich setzte mich noch mal an den Computer und suchte einiges im Internet heraus. Wie immer nach einer halben Stunde, in der mir die teuren Angebote zu teuer waren und die anderen zu gewöhnlich, schaltete ich das Internet wieder ab, denn ich hatte die Nase voll. Das geht schon tagelang so.
Am späten Nachmittag kam mir zum Glück die Idee, dass ich wieder einmal ein Buch lesen könnte und ich fand im verlassenen Kinderzimmer meiner Tochter „Röslein rot“ von Ingrid Noll.
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Dann haben wir noch Fernsehen geguckt, ich mit halbem Ohr und ohne Augen, weil ich unbedingt weiter lesen musste, Thomas mit voller Konzentration. Olympiade in Griechenland.
Ich las, trank Rotwein, der Fernseher lief, Thomas war inzwischen ins Bett gegangen, schließlich ging es ihm schlecht mit seinen Halsschmerzen und dann wurde ich irgendwann selber müde und ging ebenfalls ins Bett. Mit Schlafanzug, seit langer Zeit.