Der schwarze Elefant

 

Ich laufe mit einem Mann, den ich noch nicht lange kenne, auf verfallenen Betonstraßen zwischen alten, heruntergekommenen Industriebauten entlang. Die riesigen Hallen müssen aus den Fünfzigern stammen und seither wurde nichts daran erneuert. Übergroße Fenster mit stumpfen, teilweise schwarzen und teilweise zertrümmerten Scheiben, rostige Hallentore mit diesen kleinen Eingangstüren für die Arbeiter. Viele halboffen und verbogen oder mit groben Ketten gesichert. Neben der Straße aus Betonplatten zwischen denen Eisenträger herausragen und deren Bordsteine nur lückenhaft erhalten sind,  das Gestrüpp ehemaliger Büsche, gelbe und braune Grasbüschel, ab und zu ein paar schüchterne grüne Hälmchen und wenige gelbe Huflattichblüten.

„Ich muss erst noch zu meinem schwarzen Elefanten.“ sagt der Mann.

Er biegt von der Straße zu einer der hässlichen Hallen ab. Dort wirft er eine dickwandige Glasflasche, die an einen Strick gebunden ist, in die Halle. Die Flasche geht nicht kaputt und es passiert auch sonst nichts.

Er zieht die Flasche zurück und wirft sie noch mal. Dieses Mal mit mehr Wucht und viel weiter.

Ganz hinten erscheint ein abgrundtief hässlicher und rabenschwarzer Elefant. Seine Haut weist tiefe Dellen und Furchen auf, er ist abgemagert und steht auf extrem dünnen Beinen. Als er uns erblickt, setzt er sich Richtung Hallentor in Bewegung. Ich renne aus der Halle und halte die Tür von außen zu. Ein gewaltiger Stoß von innen, ich kann die Tür nicht halten und renne weg. Der Elefant kommt heraus gewankt. Er nimmt meine Verfolgung auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich finde nichts, wo ich mich verstecken könnte und bleibe wie zur Salzsäule erstarrt stehen.  Ich harre der Dinge, die da kommen sollen, schließe die Augen und habe furchtbare Angst. Der Elefant bleibt ebenfalls stehen, er rennt mich nicht über den Haufen, aber er ergreift mit seinem ekligen Rüssel meine Haare oben auf dem Kopf und dreht sie zusammen. Aus Angst, denn einen Schmerz verspüre ich nicht, schreie ich laut. Davon wache ich auf.

Froh und dankbar, dass es nur ein Traum war, drehe ich mich auf die andere Seite. Aber mit dem Schlafen ist es vorbei. Die Probleme des gestrigen Tages trampeln in meinen Gedanken umher und ein Schreck durchfährt mich. Es wird nicht funktionieren, was ich mir noch am Abend ausgedacht habe.

Ich werde mein Versagen zugeben müssen, das ist schlimm für mich. Und das Ansehen, dass ich mir in drei Tagen aufgebaut habe, wird sich in Nichts auflösen.

Fast sehne ich mich zu dem Elefanten zurück.